A: Guten Morgen!
R: Guten Morgen, du siehst müde aus.
A: Ich habe wieder nicht richtig schlafen können.
R: Setz dich hin. Ich gebe dir einen frischen Tee mit Honig.
A: Danke für den Tee, ich brauch eher einen Kaffee.
R: Den kann ich auch kochen, das dauert aber einige Minuten.
A: Danke schön.
R: Bist du immer noch sauer auf deinen Chef?
A: Ja, es ist nicht einfach!
R: Das kann wohl gesagt werden; du bist blockiert. Um mit unseren wahren Wünschen in Verbindung zu bleiben und die Fähigkeiten zu erwerben, positive Empfindungen zu spüren, brauchen wir das Wissen über die zwölf Blockierungen. Dein Kaffee ist bereit, ich stelle ihn auf den Tisch.
A: Danke, der Kaffee riecht gut. Was sind diese Blockierungen?
R: Die zwölf Blockierungen sind: Vorwürfe, Niedergeschlagenheit, Ängstlichkeit, Gleichgültigkeit, Kritik, Entschlusslosigkeit, Zaudern, Perfektionismus, Groll, Selbstmitleid, Verwirrung und Schuldgefühle. Hat ein Mensch mit einer der zwölf Blockierungen zu tun, dann verschwinden diese nicht schon dadurch, dass man sie spürt. Blockierungen bloss zu spüren, macht sie nur stärker.
A: Einen Augenblick noch, ich hole mir Kugelschreiber und Papier… Jetzt bin ich wieder da!
R: Nun, eine Blockierung zu spüren ist etwas anderes, als eine negative Emotion zu fühlen. Wie ich vorher erwähnt habe, gibt es grundsätzlich zwölf reine negative Emotionen: Zorn, Trauer, Furcht, Bedauern, Frustration, Enttäuschung, Besorgnis, Verlegenheit, Eifersucht, Verletztheit, Panik und Scham. Alle übrigen Emotionen lassen sich auf diese zwölf Grundempfindungen zurückführen. Einige dieser negativen Emotionen zu fühlen, führt nämlich zum eigenen wahren Selbst zurück. Aber nimmt der Mensch bloss seine Blockierungen wahr, bleibt er unverändert festgefahren. Der Hauptgrund, warum man blockiert ist, liegt darin, dass man seine negativen Emotionen nicht im ganzen Umfang fühlt und loslässt. Um eine Blockierung aufzuheben, muss man mehr tun, als sie nur zu fühlen. Es ist äussert wichtig, sich dieser möglichen zwölf Blockierungen bewusst zu werden.
A: Was schlägst du vor?
R: Wir können uns den zwölf Blockierungen im Einzelnen zuwenden und prüfen, wie wir sie aufheben. Bevor du dich von einer Blockierung emotional lösen kannst, musst du sie erst intellektuell verstanden haben.
A: Prima, ich bin bereit!
R: Negative Emotionen zeigen, dass man aus dem Gleichgewicht ist; Blockierungen machen deutlich, dass man schon gestolpert und gestürzt ist.
Blockierung Vorwürfe: „Betrogen sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Zorn hervorruft. Du fühlst dich betrogen, du wirst zornig und du bist zornig.
Es ist nicht grundsätzlich falsch, jemandem Vorwürfe zu machen. Vorwürfe sind nötig, um die äussere Ursache seines Schmerzes festzustellen. Schlägt dich jemand auf den Arm, machst du ihm mit Recht Vorwürfe dafür. Er hat dich geschlagen, und du hast einen blauen Fleck davongetragen. Aber dann musst du dich davon lösen, den anderen weiter verantwortlich zu machen. Du muss erkennen, dass der andere dich zwar verletzte, dass es aber in deiner Macht liegt, das Geschehene wiedergutzumachen. Es liegt in deiner Macht, die Prellung zu heilen. Solange du erwartest, dass der andere sich mit dir versöhnt, kann es dir erst dann bessergehen, wenn der andere dies tut. Die Prellung wird aber dadurch nicht besser. Solange man sich von anderen abhängig macht, ist man unfähig, selbst dafür zu sorgen, dass es einem wieder bessergeht.
A: Man kann auch verzeihen!
R: Ja, verzeihen heisst, sich von der Neigung zu lösen, andere für seine Probleme in dieser Welt haftbar zu machen. Zu Verzeihen bedeutet nicht, dass alles beim Alten bleibt. Verzeihen heisst, die Verletzung loszulassen, nicht aber, sich erneut einer Verletzung auszusetzen.
A: Bestimmt!
R: Blockierung Niedergeschlagenheit: „Im Stich gelassen sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Trauer erzeugt. Du fühlst dich im Stich gelassen. Du wirst traurig und du bist traurig. Niedergeschlagenheit ist ein Zustand und stellt sich dann ein, wenn man die Verbindung zu seiner inneren Fähigkeit verloren hat, die vielen positiven Dingen in seinem Leben wahrzunehmen, zu schätzen und zu geniessen. Bei Einigen entsteht Niedergeschlagenheit meist aus dem Gefühl der Einsamkeit. Hat der Mensch das Gefühl, nicht bekommen zu können, was er braucht, wächst die Niedergeschlagenheit… Bei Manchen ist die Hauptursache für Niedergeschlagenheit das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Ist der Mensch arbeitslos oder hat er das Gefühl, in seiner Arbeit oder in einer Beziehung nicht geschätzt zu werden, kann er so in diesen Zustand geraten.
Die Niedergeschlagenheit raubt die Fähigkeit, zu fühlen und das anzuziehen, was man in seinem Leben wirklich möchte. Man verliert die natürliche Fähigkeit, sich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen. Mit der Niedergeschlagenheit geht immer die negative Überzeugung einher, dass man die Liebe und Unterstützung, die man braucht, nicht bekommen könne. Ist man niedergeschlagen, weil man sich in einer Beziehung zurückgestossen fühlt, dann muss man sich woanders nach Liebe umsehen. Man darf sich nicht dem Irrtum hingeben, dass es nur einen einzigen Menschen gibt, der einen glücklich machen kann. Ist man wegen eines beruflichen Misserfolgs niedergeschlagen, muss man sich klarmachen, dass es viele Möglichkeiten gibt, sein Ziel doch noch zu erreichen. Häufig ist man nur deshalb niedergeschlagen, weil man glaubt, dass man etwas nur auf eine einzige Art erlangen könne. Aber es führen immer viele Wege zum Ziel.
A: Mach weiter!
R: Blockierung Ängstlichkeit: „Unsicher sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Furcht erweckt. Du fühlst dich unsicher. Du wirst ängstlich und du bist ängstlich. Angst besteht immer in Bezug auf ein Objekt, auf ein Geschehen. Die Angst ist erfahrbar als ein Gefühl, das von einer Bedrohung von etwas, das unheimlich erscheint, ausgelöst wird, und sie scheint viele Ursachen zu haben. Angst vor Verlust, Angst vor Versagen, Angst vor Verletzung und so weiter. Die psychologisch begründete Angst hat nichts mit irgendeiner konkreten und wahren augenblicklichen Gefahr zu tun. Sie hat viele verschiedene Formen: Unruhe, Sorgen, Nervosität, Spannung, Phobien und so weiter. Diese Art von Angst hat immer mit etwas damit zu tun, was passieren könnte.
Man empfängt Ängstlichkeit, wenn man die Verbindung zu seinem angeborenen Vertrauen verloren hat, dass alles gutgehen wird. Wenn man sich von bestimmten Ereignissen seiner Vergangenheit nicht geheilt hat, ist man in der Gegenwart ängstlich. Dabei blockiert man sehr oft die eigene schöpferische Energie. Aber eines Tages werden Situationen, durch die man jetzt nervös oder ängstlich wird, Begeisterung, Gelassenheit und Selbstvertrauen erzeugen.
Ängstlichkeit führt dazu, dass man entweder seine Fähigkeit einbüsst, das Leben zu geniessen oder dass man sich diesem unangenehmen Gefühl nicht mehr aussetzen will und sich zurückzieht. Wenn man aber keine Risiken eingeht, kann man nicht wachsen und das Leben verflacht. Man verleugnet sein inneres Verlangen nach mehr und beschneidet seine eigene Macht. Wenn man jedoch trotz der Ängstlichkeit Risiken eingeht, riskiert man Misserfolge. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit: Risiken eingehen, die Angst an die Oberfläche kommen lassen und dann seine negativen Emotionen verarbeiten. Durch Ängstlichkeit büsst man seine Fähigkeit ein, Risiken einzugehen und das Leben zu geniessen.
A: Ich habe einiges notiert!
R: Blockierung Gleichgültigkeit: „Machtlos sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Bedauern auslöst. Du fühlst Bedauern. Du findest es schade und es würde dir leidtun. Gleichgültigkeit ist ein Zustand und sie ist eine automatische Reaktion, wenn man das Gefühl hat, seine Bedürfnisse nicht befriedigen zu können. Oft hat man das Gefühl, Dinge nicht ändern oder verbessern zu können. Man glaubt, dass das Gewünschte einfach nicht zu bekommen ist.
Bei einem Menschen besteht die erste Reaktion sehr oft darin, dass er sich verschliesst und kein Interesse mehr zeigt. Dies raubt ihm aber seine Kraft und seine Zielstrebigkeit. Um den Schmerz zu vermeiden, wagt er sich nicht mehr aus seiner Gleichgültigkeit heraus. Glaubt ein Mensch, dass er seine Bedürfnisse nicht befriedigen kann, ist die Reaktion oft Misstrauen. Er wurde verletzt, weil er sich auf andere Menschen oder die Umstände verliess, und er will keine neue Verletzung riskieren. Durch diesen Selbstschutz bleibt er zwar sicher, aber seine Liebe und sein Mitgefühl mit sich selbst und anderen können nicht mehr wachsen. Er wird kalt, misstrauisch und unnahbar. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hat er sich damit gerade den Weg zu dem versperrt, was er braucht.
Gleichgültigkeit lässt die natürliche Motivation und Fähigkeit erlöschen, die Umstände so zu ändern, dass man das Gewünschte bekommt. Das Leben verliert seinen Reiz und seinen Sinn, nach und nach breitet sich Gefühllosigkeit aus und man weiss nicht einmal mehr, dass einem etwas fehlt. Weil man das Gefühl hat, seine Wünsche nicht verwirklichen zu können und so verleugnet man seine wahren Bedürfnisse und Empfindungen. Damit verliert man den Zugang zu seinem intuitiven Wissen, wie man das Gewünschte erreichen kann.
Wie schlimm alles auch zu sein scheint, so kann man doch immer seine negativen Emotionen verarbeiten, so dass man sich wieder besser fühlt – unabhängig von den äusseren Umständen. Dann tritt ein Wunder ein: Die Dinge entwickeln sich in eine Richtung, die man niemals erwartet hätte. Das geschieht aber immer erst dann, wenn man sich von der Vorstellung gelöst hat, dass man diese Veränderung braucht, um wieder zu positiven Gefühlen zurückzufinden.
R: Soll ich weiter machen?
A: Ja, bitte!
R: Blockierung Kritik: „Enttäuscht sein“ ist ein daraus resultierendes, allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Frustration verursacht. Du fühlst dich frustrieret, du bist frustriert. Wenn man um sich herum blickt und nicht zufrieden ist, mit dem, was man sieht, ist man danach kritisch. Eine kritische Haltung kann nützlich sein, um positive Veränderungen zu bewirken, aber wenn man dadurch die Fähigkeit verliert, das Gute an einer Situation zu sehen, ist sie nicht mehr hilfreich. Setzt sich eine urteilende Haltung fest, ärgert man sich über die Situationen, die man nicht ändern kann, und übersieht oft das Positive, das es immer gibt.
Um die mit einer kritischen Haltung verbundenen Gefühle verarbeiten zu können, muss man den Inhalt ändern, denn meist ärgert man sich über etwas ganz anderes. Hinter dem Ärger über den Partner kann beispielweise der Ärger über den Chef oder eine berufliche Situation stecken. Eine solche Verschiebung der Gefühle entspringt immer einem Widerstand gegenüber Situationen, die man nicht ändern kann. Richtet man den Blick auf die tieferen Empfindungen hinter seinen Urteilen oder heftigen Reaktionen, wird man den wahren Grund für seinen Ärger entdecken. Diese Emotionen kann man auflösen und damit die Situation ändern.
Hört man auf, über andere zu urteilen, macht man sich frei. Menschen vergeuden sehr viel Kraft mit Kritik an anderen Menschen. Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn man nicht in Ordnung findet, was andere tun. Oft verurteilt man andere, weil sie nicht in derselben Weise denken, fühlen, handeln oder reagieren wie man selbst. Dadurch wird man ungeduldig und frustriert. Dies schwächt die Fähigkeit, zu lieben und Mitgefühl zu haben. Kritik an anderen Menschen führt von der Geduld des eigenen wahren Selbst weg. Man schadet sich damit selbst, und dies verstärkt wiederum die Neigung zur Kritik. Es ist zwar wichtig zu wissen, was man selbst möchte und für richtig hält, aber es ist nicht richtig, dies anderen aufzuzwingen. Die Menschen sind nun einmal unterschiedlich, aber deshalb sind nicht die einen besser und die anderen schlechter.
Was für den einen gut ist, muss nicht für alle gut sein. Wenn man andere verurteilt, konzentriert man sich nicht mehr darauf, wie man etwas Benötigtes bekommen kann, sondern glaubt, dass die unterschiedlichen Arten der Menschen die Ursache für das eigene Missbefinden sei. Man glaubt, dass man selbst alles richtig macht und die anderen alles falsch. Man wird starrköpfig und negativ.
A: Wie oft hatte ich mich in der Vergangenheit zurückgehalten, weil ich die Reaktion anderer fürchtete. Jetzt kann ich unbeschwert sagen: „Na und? Ist doch gleichgültig, was andere denken“. Dies bedeutet natürlich nicht, dass mir andere Menschen gleichgültig wären. Es bedeutet aber, dass ich es nicht zulasse, mich durch ihr negatives Urteil einschränken oder beschämen zu lassen.
R: Blockierung Entschlusslosigkeit: „Entmutig sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Enttäuschung herbeiführt. Du fühlst dich enttäuscht, du bist enttäuscht. Die Entschlusslosigkeit ist ein Zustand, in dem der eigene Wille zu schwach ist, um eine Entscheidung treffen zu können. Man hat keine Kraft, etwas durchzuhalten. Die innere Fähigkeit, Dinge dadurch zu verwirklichen, dass man sein Wort gibt oder etwas verspricht, ist verlorengegangen.
Die Hauptursachen dafür sind Entmutigung und Enttäuschung. Steht man vor einer grossen Herausforderung und es fällt einem schwer, eine Entscheidung zu treffen und vorauszuschreiten, hat man sich in der Vergangenheit meist mit Rückschlägen nicht erfolgreich auseinandergesetzt. Der Schmerz über vergangene Fehler oder Treuebrüche steckt noch in einem. Wenn man einmal eine Entscheidung gefällt hat, die negative Folgen hatte, ist es nur natürlich, dass man künftig mit Entscheidungen vorsichtiger ist.
Hat man einmal auf andere vertraut und wurde enttäuscht, fällt es einem schwer, sich dazu zu entschliessen, wieder Vertrauen zu schenken. Oder man hat einmal auf sich selbst vertraut und einen Reinfall erlebt: Wenn man dann wieder einmal soweit ist, eine feste Verpflichtung einzugehen, macht man plötzlich doch einen Rückzieher und zweifelt wieder an seiner Entscheidung. Und wenn man unschlüssig ist, ist es für andere Menschen schwierig, sich auf einen zu verlassen. Um nicht das Risiko eines Scheiterns einzugehen, verzichtet man lieber auf eine Entscheidung.
Bevor man Erfolg in der äusseren Welt hat, muss man viele Entscheidungen fällen. Dies kann sehr schwierig sein, wenn man nicht gelernt hat, gelassen mit Fehlern umzugehen. Selbst wenn man Fehler macht, kann man durch Entscheidungen, zu denen man auch steht, wachsen und etwas dazulernen. Die Fehler, die man heute macht, können später vielleicht zu einer Lösung führen. Es wäre töricht zu glauben, dass man in allen Fällen nur durch genügend langes Nachdenken zur richtigen Entscheidung kommen könnte. Das Leben ist voller Überraschungen. Man muss Fragen stellen und abwarten, wie man die Sache einige Tage später sieht.
Wenn man nach seinen eigenen Worten lebt, haben diese Worte mehr Gewicht. Hält man seine Versprechen immer ein, dann gewinnt man dadurch, dass man sein Wort gibt, schon die Kraft, dies auch einhalten zu können. Wenn bei mir ein Termin näher rückt, kommen auch die Klarheit und die Kraft, diesen Termin einzuhalten. Es ist allerdings besser, etwas zu versprechen und es vielleicht nicht einhalten zu können, als nie etwas zu versprechen. Manche Menschen können keine Entscheidung treffen, weil sie befürchten, jemanden zu enttäuschen. Dies kann auf eine frühe Erfahrung zurückgehen, dass man zum Beispiel seine Mitmenschen nie zufriedenstellen konnte, oder man befürchtet, einen Fehler zu machen und eine einmal erworbene Wertschätzung wieder zu verlieren.
Kann man ein Versprechen nicht halten, nimmt man es am besten zurück. Solange man noch versucht, es zu halten, ist es besser, rasch klare Verhältnisse zu schaffen, als zu lange zu zögern. Solange man ein Ziel verfolgt, das man für richtig hält, ist man zumindest mit seinem inneren Selbst verbunden, das stark, beharrlich, entschlossen und zielstrebig ist.
A: Ich koche mir einen Tee; möchtest du auch einen?
R: Ja, gerne!
R: Soll ich weiter machen?
A: Auf jeden Fall!
R: Blockierung Zaudern: „Hilflos sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Besorgnis verursacht. Du hast Besorgnis, du machst dir sorgen. Man gerät in diesen Zustand, wenn man die Verbindung zu seiner inneren Fähigkeit verloren hat, etwas durchzuführen, wozu man sich einmal entschlossen hat. Man fängt erst an, wenn es sich nicht umgehen lässt. Man schiebt die Aufgabe vor sich her, weil man glaubt, nicht genügend vorbereitet zu sein. Durch eine zögernde Haltung schadet man aber seiner Fähigkeit, die Herausforderungen des Lebens zu bestehen. Zögern beruht immer auf mangelndem Mut.
Mut ist eine Fähigkeit, die man trainieren kann und muss. Mut kann nur wachsen, wenn man sich einer Herausforderung stellt. Wenn man sich nicht bewegt, kann die Energie, die man für die Durchführung einer Aufgabe braucht, nicht zu fliessen beginnen. Man kann seine innere Kraft nicht erkennen, wenn man sie nicht in Anspruch nimmt. Mut wächst dadurch, dass man Risiken eingeht. Schiebt man sein Handeln hinaus, unterdrückt man nicht nur seine inneren Fähigkeiten und Gaben, sondern man muss auch leiden.
Man zaudert, wenn man über irgendetwas verunsichert ist. Man sieht sich oft ausserstande, etwas zu tun, was man versprochen hat. Um diese Blockierung zu überwinden, muss man sich klarmachen, dass die Antwort darin liegt, dass man seine Empfindungen ändert. Wendet man sich nach innen und erkundet seine Gefühle, dann kann man die negativen Emotionen abbauen und spüren, was man möchte. Fühlt man seine innere Leidenschaft, hört das Zaudern auf. Lässt man seiner Leidenschaft freien Lauf, gelingt ein Durchbruch. Einen Satz sollte man sich fest einprägen: „denke nicht, tu es einfach und tu es jetzt.“ Dies sagt man zu sich selbst und dann gibt sich einen Ruck.
Manche Menschen zögern auch, etwas zu tun, was für sie wichtig ist, weil sie sich nicht bereit fühlen. Sie glauben, dass sie voller Ängstlichkeit und Unsicherheit sein müssten. Aber dies ist nicht richtig. Man kann noch so sehr bereit sein: Man wird immer Befürchtungen haben. Diese Befürchtungen verschwinden erst, wenn man anfängt. Wenn man wartet, bis diese verschwinden, dann fängt man niemals an.
A: Dein Tee ist bereit, ich stelle ihn auf den Tisch!
R: Danke für den Tee!
A: Gern geschehen, ich höre zu!
Blockierung Perfektionismus: „Unzulänglich sein“ ist das daraus resultierende allgemeine Gefühl, das wiederum die Negative Emotion Verlegenheit hervorruft. Du fühlst dich schüchtern. Es ist dir peinlich. Kann man in seinem Inneren nicht akzeptieren, dass das Leben nicht Vollkommen ist und niemals vollkommen sein kann, dann verfällt man einem Perfektionismus. Dies führt dazu, dass man von sich selbst und anderen zu viel verlangt. Alles muss perfekt sein – aber es ist niemals perfekt. Erwartet man Perfektion, dann wird man niemals zufrieden oder glücklich sein. Man verlangt zu viel und lässt in seinem Leben keinen Raum mehr für Grosszügigkeit. Alles wird gemessen und verglichen. Wenn alles perfekt sein muss, kann man nicht in Gelassenheit geniessen, was man hat und was man ist.
Ist man in einem Feld besonders Begabt, kann dies ebenfalls zum Perfektionismus führen. Aufgrund seiner Begabung erfährt man immer besondere Aufmerksamkeit. Man gewöhnt sich an die Bewunderung, dadurch nimmt aber die Bereitschaft ab, auch einmal Dinge zu riskieren, in denen man nicht so gut ist. Perfektionisten gehören vielleicht auf ihrem Gebiet zu den Allerbesten, aber sich selbst sind sie selten gut genug. Statt sich über ihr Können zu freuen, sind sie selten mit ihrer Leistung zufrieden.
Um das innere Gefühl der Unzulänglichkeit wahrzunehmen, das viele der oberflächlichen Empfindungen und Wünsche bestimmt, kann man einmal seine eigene Stimme im Gespräch aufzeichnen. Den meisten Menschen ist ihre eigene Stimme sehr unangenehm. Oft wollen sie nicht glauben, dass sich ihre Stimme tatsächlich so anhört. Wenn man seine Stimme hört, die so ganz anders klingt als erwartet, kommen alte Ängste zum Vorschein, dass man nicht gut genug ist und dass man abgelehnt werden könnte. Man empfindet es als peinlich und hat Mühe, sich selbst zu akzeptieren, auch wenn andere sagen, dass man eine sehr angenehme Stimme hat.
Das Bedürfnis nach Vollkommenheit ist kein gerechtes Bedürfnis. Die äussere Welt wird niemals vollkommen sein, aber wenn man seine Verbindung mit seinem inneren Selbst fühlt, wird dies das Bedürfnis nach Vollkommenheit befriedigen. Dann weicht das Gefühl, dass man mehr sein, tun oder habe müsse, um Befriedigung zu finden. Liebt man, was man hat, dann kann man auch ein gesundes Verlangen nach mehr empfinden, ohne gleich nach Perfektion zu streben. Es ist gesund, mehr zu wollen, nicht aber, Vollkommenheit zu erwarten.
A: Informativ, mach weiter bitte!
R: Blockierung Groll: „Zu kurz gekommen sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Eifersucht erweckt… Du bist eifersüchtig. Meist entsteht Groll aus dem Gefühl, dass man viel gegeben und nicht zurückbekommen hat, was man verdient hätte. Man hält seine Leidenschaft zurück, weil etwas Unerfreuliches geschehen ist. Manchmal ist der Groll so gross, dass man sich insgeheim nichts mehr geben lassen will. Die versteckte Botschaft an die Welt lautet: „Ihr kommt zu spät. Jetzt kann mich nichts mehr glücklich machen“.
Denkt man mit Groll an das, was man nicht bekommen hat, verpasst man die Gelegenheiten, zu geben und zu empfangen. Weigert man sich zu verzeihen, lebt man weiter in der Vergangenheit. Man unterbricht den natürlichen Strom des Gebens und Nehmens, wenn man seine Leidenschaft an zu viele Bedingungen knüpft. Man möchte anderen weh tun, dabei tut sich nur selbst weh.
Wenn man feststellt, dass man seine Leidenschaft zurück hält, muss man sich darüber klarwerden, dass man sich mit seinem Groll selbst ein Problem schafft. Man sendet nicht nur negative Energie aus, sondern zieht sie auch an. Wenn man Groll empfindet, dann letztlich immer nur deshalb, weil man sich nicht bewusst ist, dass man selbst erzeugen kann, was man möchte. Nimmt man die eigene Fähigkeit wieder in Anspruch, sein Leben zu gestalten, dann fällt der Groll von einem ab. Groll ist nur eine andere Form von Vorwürfen und Kritik.
Groll ist ein deutliches Zeichen dafür, dass man zu viel in die falsche Richtung gegeben hat. Statt anderen dafür Vorwürfe zu machen, dass sie nichts zurückgegeben, muss man sich Zeit dafür nehmen, sich selbst zu ehren und zu lieben. Indem man seine Verantwortung dafür, dass man zu viel gegeben hat, klar anerkennt, kann man das Problem akzeptieren, ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Dies ist nicht nur eine wichtige Einsicht, weil man durch sie in die richtige Richtung verweisen wird, sondern auch deshalb, weil sie hilft, Schuldgefühle abzubauen.
A: Ich hole dir ein Glas Wasser!
R: Ich habe einen trockenen Mund!
A: Klar, du hast viel geredet, hier ist dein Wasser!
R: Danke!
A: Ich höre zu!
R: Blockierung Selbstmitleid: „Ausgeschlossen sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Verletztheit auslöst. Du fühlst dich verletzt, du bist verletzt. Empfindsame Menschen spüren, dass in dieser Welt für sie mehr möglich sein müsste. Solange sie nicht wissen, wie sie das bekommen können, glauben sie, zu kurz zu kommen. Aber statt das Gefühl zu haben, ausgeschlossen zu sein, muss man einsehen, dass das, was man ausserhalb von sich selbst sucht, nur im Inneren zu finden ist. Versucht man bewusst, zu bekommen, was man haben möchte, dann verschwindet auch das Gefühl, ausgeschlossen zu sein.
Die Quelle der Erfüllung ist im Inneren vorhanden. Sobald man Kontakt zu ihr hat, braucht man sich nicht in der äusseren Welt zu verlieren. Um sich von Selbstmitleid zu befreien, muss man sich immer wieder die grenzenlosen Möglichkeiten bewusst machen, die im Inneren liegen. Eines der grossen Probleme des Selbstmitleids liegt darin, dass man Möglichkeiten, mehr zu bekommen, nicht nur verpasst, sondern sogar aktiv zurückweist. Man beharrt auf seinem Elend, weil man es damit rechtfertigen kann. Man glaubt, dass man zu kurz gekommen ist und nichts könne dies ausgleichen. Man tut sich selbst leid, aber man möchte gar nicht, dass sich etwas ändert.
Selbstmitleid entsteht, wenn man vergisst, dass man die angeborene Fähigkeit hat, das Erreichte im eigenen Leben zu schätzen und dafür dankbar zu sein. Denkt man immer nur daran, was man nicht hat, erkennt man die vielen Möglichkeiten nicht mehr, die sich einem bieten. Natürlich ist es wichtig, auch den Schmerz über die eigenen Rückschläge und Niederlagen zu fühlen, aber man darf deshalb nicht auf die innere Freude verzichten, die aus einer Haltung der Dankbarkeit entsteht. Die Ursache für Selbstmitleid ist oft mangelnde Zuwendung.
Letztlich wird die Neigung zum Selbstmitleid aufgehoben, wenn man seinen Zorn über andere spüren kann, von denen man zurückgewiesen und ausgeschlossen wurde, wenn man ihnen verzeiht. Um diesen Zorn fühlen zu können, muss man zunächst andere Emotionen wahrnehmen. Durch die Heilung seiner inneren Empfindungen findet man zurück zu seinem wahren Selbst und zu dem Vertrauen, dass man immer bekommen kann, was man braucht und sich beschaffen kann, was man haben möchte.
A: Bist du schon müde?
R: Noch nicht!
A: Ich höre zu!
R: Blockierung Verwirrung: „Hoffnungslos sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Panik erweckt. Du fühlst dich verängstigt, du bist beängstigt. Verwirrung entsteht, wenn es einem nicht mehr gelingt, die Ereignisse des Lebens klar einzuordnen und sinnvoll zu deuten. Ist man verwirrt, glaubt man, dass irgendwie etwas Wichtiges fehlt. Man fühlt sich als Opfer der Umstände. So gerät man leicht in Panik und befürchtet das Schlimmste.
Das Leben und die Menschen werden immer Herausforderungen und Veränderungen bereithalten, die man zunächst kaum verstehen kann. Vor allem schlimmste oder tragische Ereignisse sind schwer zu begreifen. Reagiert man mit Verwirrung, kann man dadurch das Gefühl vermeiden, für eine solche Sache irgendwie verantwortlich zu sein oder sie als eine Art Strafe zu empfinden. Schmerzliche Ereignisse sind immer schwer zu akzeptieren und man kann sich nicht vorstellen, dass sie letztlich doch etwas Gutes haben könnten. Durch jede positive oder negative Erfahrung kann man etwas Nützliches lernen und seine inneren positiven Eigenschaften stärken.
Verwirrung entsteht oft dadurch, dass man unfähig ist, das Bevorstehende zu akzeptieren und darauf zu vertrauen, dass alles besser werden wird, auch wenn man noch nicht weiss, wie. Die Weisheit des Alters lehrt, dass immer alles gut ausgeht. Oft wird es noch viel besser, als man es sich jemals vorstellen konnte. Um sich von der Verwirrung zu befreien, sollte man einmal in Ruhe darüber nachdenken, wie oft man glaubte, dass etwas wirklich Schlimmes geschehen würde, was dann aber doch nicht eintrat. Es wird sehr viel positive Energie vergeudet, wenn man sich verwirrt fühlt, statt darauf zu vertrauen, dass alles gutgehen wird.
Man kann es nicht verhindern, dass das Leben manchmal Unerfreuliches mit sich bringt, aber man kann lernen, wie man jeden Rückschlag und jeden Ärger dazu nutzt, wieder zur Weisheit seines wahren Selbst zurückzufinden. An jeder negativen Erfahrung kann man wachsen. Jede Herausforderung kann helfen, die inneren Gaben und Fähigkeiten zu entdecken. Statt in Panik zu geraten, wenn man verunsichert ist, kann man eine Frage stellen und vertrauensvoll auf die Antwort warten.
A: Ich hole dir ein Glas Wasser!
R: Danke, das Wasser kann ich gut gebrauchen!
A: Hier ist dein Wasser, ich höre zu!
R: Blockierung Schuldgefühle: „Wertlos sein“ ist ein daraus resultierendes allgemeines Gefühl, das wiederum die negative Emotion Scham bewirkt. Du fühlst dich beschämt, du schämst dich. Nach einem Fehler Scham zu empfinden ist in Ordnung, aber es ist nicht in Ordnung, wenn diese Empfindung bestehen bleibt, nachdem man seinen Fehler eingesehen und daraus gelernt hat. Durch solche anhaltenden Schuldgefühle verliert man seinen natürlichen Zustand der Unschuld. Man gelangt dann nicht mehr zu einem gesunden Gefühl für den eigenen Wert.
Statt zu wissen, was man will und entsprechend zu handeln, tut man zu viel für andere. Man gibt zu viel nach und man scheut sich, seine eigenen Wünsche und Bedürfnisse durchzusetzen. Man denkt zu viel darüber nach, was andere von einem halten. Aber es schadet der Selbstachtung, wenn man seine eigenen Bedürfnisse zurückstellt, um anderen entgegenzukommen. Durch Schuldgefühle wird man daran gehindert, sich selbst zu lieben. Entweder verleugnet man seine Gefühle, weil sie zu schmerzlich sind, oder sie nagen Tag für Tag an einem. Um sich von Schuldgefühlen zu befreien, muss man das Wesen der Unschuld verstehen haben: Unschuld bedeutet, dass man Liebe verdient.
Man muss verstehen, dass man zwar Fehler macht und die Schuld an solchen Fehlern trägt, dass man aber in seinem Inneresten trotzdem unschuldig ist. Sich von Schuldgefühlen nicht lösen zu können heisst, dass man sich selbst nicht verzeihen kann. Befreit man sich von dem Gefühl der Beschämung, findet man zur Unschuld wie auch zur Verantwortung für seine eigenen Fehler zurück. Letztlich tut man doch immer, was man im gegebenen Augenblick für das Beste hält. Niemand überlegt ständig: “wie kann ich jetzt einen Haufen dummer Fehler machen?“
Nachsicht gegenüber sich selbst ist die Einsicht, dass man in seinem tiefsten Inneren nach wie vor unschuldig ist und Liebe verdient hat. Unschuld ist ein Teil des wahren Wesens des Menschen. Der Zustand, in den man zurückkehrt, wenn man sich von Empfindungen der Beschämung befreit, ist Unschuld. Kann man sich selbst verzeihen, dann glaubt man auch wieder, etwas Gutes verdient zu haben. Um Erfolg im Leben haben zu können, muss man ein Gefühl für seinen Wert haben. Ohne Selbstliebe wagt man nie, sich seine Träume zu erfühlen. Glaubt man, nichts wert zu sein und spürt seine wahren Wünsche, dann unterdrückt man sie, weil man meint, sie nicht verdient zu haben. Schuldgefühle resultieren aus zu wenig Selbstliebe: Man opfert sich für die Menschen, die man gerne hat auf und denkt nicht genug an sich selbst.
A: Möchtest du ein Glas Wasser?
R: Gerne. Bist du immer noch sauer auf deinen Chef?
A: Ich weiss es nicht, ich muss einmal all das, was ich notiert habe, studieren. Hier ist dein Wasser.
R: Danke dir. Nun, die zwölf Blockierungen zu überwinden, erlaubt es nicht nur, den äusseren Erfolg zu geniessen, sondern hilft auch, die Verbindung zu seinem eigenen, wahren Selbst herzustellen. Lernt man, in seinem Inneren Frieden, Liebe, Freude und Kraft zu erfahren, wird man erfolgreich das anziehen, was man in seinem Leben möchte. Die obigen Erkenntnisse sind vielleicht einfach zu verstehen, aber es ist nicht ganz einfach, sie in die Praxis umzusetzen. Für den äusseren wie für inneren Erfolg muss man Zeit und Energie aufwenden. Man muss ja nicht nur sein Denken ändern und in sein Inneres blicken, sondern auch die verborgenen Emotionen hinter jeder dieser Blockierungen ausfindig machen und heilen.
A: Ich danke dir für die Darstellung der Blockierungen. Ich muss bald zur Arbeit gehen.
R: Dann wünsche dir einen ruhigen Arbeitstag!
A: Gleichfalls.
Quellen
Gray, John. „So bekommst du, was du willst, und willst, was du hast“. München; Wihlem Goldmann, 2000