Branen-Welt / Membranen / Multiversum

R: Was sind Branen beziehungsweise Membranen?

A: Eine neue Beschreibung des Weltraums heisst Branen-Welt. Die Forscher stellen die Welt der Branen als eine aufregende neue Landschaft dar. Diese neue Landschaft hat die Erkenntnisse über die Gravitation, die Teilchenphysik und die Kosmologie revolutioniert. Ich sage dir, die Branen-Welt ist interessant, ich werde gleich beginnen. Ein Punkt ist eine «Null-Bran», weil sie keine Dimension hat. Eine gerade Linie oder eine Oberfläche ist eine «Eins-Bran», da sie ein eindimensionales Objekt ist, ein Objekt mit einer Länge. Die Oberfläche eines Tischs ist eine «Zwei-Bran», die durch Länge und Breite definiert ist und hat zwei Dimensionen. Unser Universum ist eine Art «Drei-Bran», ein dreidimensionales Objekt und besitzt Länge, Breite und Höhe.

R: Ich brauche mehr Beispiele, damit ich die Branen-Welt verstehe!

A: Ich versuche es. Denken wir an ein langes, eindimensionales Objekt, das in den drei grossen Raumdimensionen der Alltagswelt existiert. Eine Hochspannungsleitung, die in die Ferne führt, soweit das Auge reicht, liefert ein anschauliches Bild dafür. Wenn wir uns eine grosse – vielleicht unendlich grosse – Zwei-Bran vorstellen, denken wir entsprechend an eine grosse zweidimensionale Fläche, die in den drei grossen Raumdimensionen der gewöhnlichen Erfahrung existiert. Mir fällt kein realistischer Vergleich ein, doch eine lächerlich grosse Leinwand in einem Autokino, extrem dünn, aber so hoch und bereit, wie das Auge reicht, vermittelt vielleicht eine ungefähre Vorstellung. Bei einer grossen Drei-Bran haben wir eine qualitativ neue Situation. Eine Drei-Bran hat drei Dimensionen, das heisst, wenn sie gross wäre – vielleicht unendlich gross-, würde sie alle drei grossen Raumdimensionen füllen. Während eine Ein-Bran und eine Zwei-Bran, wie die Hochspannungsleitung und die Filmleinwand, Objekte wären, die in unseren drei grossen Raumdimensionen existieren, würde eine grosse Drei-Bran den ganzen Raum in Anspruch nehmen, den wir wahrnehmen.

R: Wenn du weiter so detailliert erzählst, werde ich sicher eine klare Vorstellung davon bekommen.

A: Es besteht die Möglichkeit, dass wir in diesem Augenblick innerhalb einer Drei-Barn leben, gleich wie Schneewittchen in Disney-Welt, welche sich auf einer zweidimensionalen Filmleinwand- einer Zwei-Barn- entfaltet, die ihrerseits in einem höher dimensionalen Universum existiert, nämlich den drei Dimensionen des Kinos. Es könnte alles, was wir erkennen, in einer dreidimensionalen Leinwand – einer Drei-Bran – existieren, die sich ihrerseits im höher dimensionalen Universum befindet. Stelle dir eine Ameise vor, die auf einem Seeroseblatt spazieren geht und nichts weiss vom tiefen Wasser, das gleich unterhalb der sichtbaren Oberfläche liegt und so könnte es auch uns passieren. Und wenn wir in einem weiten, höheren dimensionalen Raum leben und zwar existieren, können wir nicht die anderen Dimensionen sehen und das heisst, sie bleiben uns verborgen.

R: Wenn das Universum, das wir wahrnehmen, tatsächlich eine Drei-Bran wäre, dann sind die darauffolgenden Konsequenzen sensationell! Bevor du weiter erzählst, hole ich mir Wasser, willst du etwas?

A: Ja, ein Glas Wasser bitte!

R: Ich bringe es, einen Moment bitte, hier ist dein Glas Wasser.

A: Zuerst stellen wir uns ein Hochspannungskabel vor, das sich so weit erstreckt, wie das Auge reicht. Als Nächstes stellen wir uns eine grosse Zwei-Bran vor, ähnlich einem riessiegen Tischtuch oder einer gewaltigen Fahne, deren Fläche sich unendlich weit erstreckt. Beide können wir uns leicht vorstellen, weil wir von unserem geistigen Auge in die drei Dimensionen unserer Alltagwelt einbetten können. Anders sieht die Sache aus, wenn es uns eine riesengrosse, ja vielleicht sogar unendlich grosse Drei-Barn geht. Eine solche Drei-Barn würde den Raum, in dem wir leben, ausfüllen wie Wasser ein riesiges Aquarium. Eine solche Allgegenwart legt die Vermutung nahe, dass wir uns die Drei-Barn nicht als Objekt vor Augen halten sollten, das sich zufällig in unseren drei Raumdimensionen befindet, sondern als Substrat des Raumes selbst. Wie ein Fisch, der das Wasser bewohnt, würden wir demnach eine raumfüllende Drei-Bran bewohnen. Raum – zumindest der Raum, in dem wir unmittelbar zu Hause sind – wäre dann viel körperlicher, als wir es uns gewöhnlich vorstellen. Der Raum wäre ein Ding, ein Objekt, ein Gebilde – eben eine Drei-Bran. Wenn wir laufen und gehen, wenn wir leben und atmen, bewegen wir uns in einer Drei-Bran und durch sie hindurch. Wenn du also in einer dreidimensionalen Bran lebest, kannst du dich frei entlang ihrer Dimensionen bewegen, genau wie du jetzt in drei Dimensionen tust. Du kannst dich beliebig nach rechts, links, vorne, hinter, oben und unten bewegen. Alles auf eine dreidimensionale Bran Beschränkte würde genauso aussehen wie in einer Welt, die wirklich dreidimensional ist.

R: Ich habe Lust auf einen Kaffee und etwas Süsses.

A: Gute Idee, ich bringe den Kuchen, während du den Kaffee vorbereitet.

R: Erzähle weiter.

A: Fangen wir einmal vorsichtig an und malen wir uns aus, es gebe zwei riesengrosse Drei-Branen. Sich das bildlich vorzustellen, findet sicher manch einer schwierig. Mir geht es auch mit Sicherheit so. Die Evolution hat uns darauf vorbereitet, Objekte zu erkennen, die die Gelegenheiten oder Gefahren mit sich bringen und sich breit und deutlich innerhalb des dreidimensionalen Raumes befinden. Deshalb können wir uns zwar leicht zwei gewöhnliche dreidimensionale Objekte ausdenken, die sich in einem Abschnitt des Raumes befinden, aber nur die wenigsten können sich ein Bild von zwei nebeneinander existierenden, und getrennten dreidimensionalen Gebilden machen, von denen jedes den dreidimensionalen Raum vollständig ausfüllt.

R: Kaffee ist bereit, mit zwei Zuckerwürfeln.

A: Kuchen ist schon da. Bediene dich!

R: Trink deinen Kaffee und isst den Kuchen, danach kannst du weitererzählen.

A: Um die Erörterung der Branen-Welt zu vereinfachen, lassen wir deshalb in unseren bildlichen Darstellungen eine Raumdimension weg und stellen uns das Leben auf einer riesigen Zwei-Bran vor. Und um uns ein eindeutiges geistiges Bild zu machen, denken wir uns die Zwei-Barn als eine Scheibe Brot. Eine Scheibe Brot ist in Wirklichkeit ein dreidimensionales Objekt. Breite und Länge machen die Oberfläche der Scheibe aus und die Scheibe besitzt in Form der Dicke eine Höhe. Um die Metapher wirksam zu nutzen, können wir uns vorstellen, dass die Brotscheibe die Gesamtheit dessen enthält, was wir traditionell als Universum bezeichnen; Orionnebel, Krebsnebel, die gesamte Milchstrasse, die Andromeda Galaxie, Whripool -Galaxie et cetera -, alles, was sich innerhalb unserer dreidimensionalen räumlichen Weite befindet. Eine zweite Drei-Bran brauchen wir uns dann einfach als zweite Brotscheibe vorzustellen und wir ordnen sie neben unserer eigenen an. Ebenso einfach ist es, sich drei, vier oder eine beliebige andere Zahl von Drei-Branen auszumalen. Wir fügen der bildlichen Darstellung einfach weitere Scheiben hinzu. Und obwohl die Metapher vom Brotlaib zunächst an eine Sammlung von Branen denken lässt, die parallel zueinander ausgerichtet sind, kann man sich leicht andere Möglichkeiten vorzustellen. Die Branen können beliebig orientiert sein, und nach dem gleichen Prinzip können auch Branen mit jeder anderen höheren oder niedrigen Dimensionalität hinzukommen. Grundsätzlich ist eine Bran ein Gebiet, das weniger Dimensionen hat als der umfassende, höher dimensionale Raum, der sie umgibt oder an sie grenzt. Die Branen können unbestimmte Anzahl von Dimensionen haben.

R: Wie sieht es in diesem Zusammenhang mit dem Leben auf einer Drei-Bran aus?

A: Manche Branen ähneln vielleicht unserer eigenen und sind mit Galaxien, Sternen und Planeten angefüllt, während andere ganz anders aussehen. Branen könnten parallel zu unserer liegen und Parallelwelten beherbergen. Auf einer oder mehreren dieser Branen können sich Wesen befinden, die sich wie wir ihrer selbst bewusst sind und früher einmal dachten, ihre Bran-Scheibe – der sie umgebende Raum – sei der gesamte Kosmos. Branen könnten unterschiedliche Dimensionalität haben und könnten sich krümmen, sich bewegen und darüber hinaus könnten sie sich um unentdeckte, unsichtbare Dimensionen wickeln. Sogar glauben einige Physiker, dass unser Universum entstanden sein könnte, als zwei gigantische Branen vor 13,8 Milliarden Jahren miteinander kollidierten. In der Branen-Welt ist unser Universum nur eines von vielen, die das Branen-Multiversum bevölkern. Mit anderen Worten befindet sich unser Universum auf einer dreidimensionalen Bran und dies treibt in einer höher dimensionalen Weite, die von anderen Branen – anderen Paralleluniversen – bevölkert sein kann. Die Branen-Welt liefert uns indirekte Hinweise auf Universen jenseits unseres eigenen. Und nun, allein über Branen nachzudenken macht einem bewusst, wie wenig wir über den Raum und zwar über unser Universum, in dem wir leben, wissen. Das Universum könnte eine grossartige Konstruktion sein, in der intermittierende Branen miteinander verknüpft sind. Genau jetzt neben mir, genau neben dir und genau neben jedem könnte sich noch eine weitere räumliche Dimension befinden – eine Dimension jenseits von links/rechts, hinter/vorne und oben/unten, da die Branen vollkommen durchsichtig – vollkommen unsichtbar erscheinen.

R: Ich weiss immer noch nicht, was Membran ist?

A: Das Wort „Bran“ animierte wiederum das Wort „Membran“. Membranen sind wie Branen nämlich Schichten, die eine Substanz entweder umhüllen oder durch sie hindurchgehen. In diesem Sinne ist eine Membran, eine ausgedehnte Fläche mit beliebiger Dimensionszahl. Im Moment beschreiben die Forscher das Universum mit dem Begriff Membran. Wenn man sich das ganze Universum samt Raum und Zeit als flach vorstellt. Und dies bedeutet, unser Universum, welches über drei Raumdimensionen und eine Zeitdimension verfügt, ist eine Scheibe, die in eine mehrdimensionale Welt, möglicherweise in einem viel grösseren Universum, in einen Hyperraum, ein Raum, der mehr als vier Dimensionen hat, schwebt.

R: In einem Meer zusätzlicher Dimension schwimmen! Die Branen beziehungsweise Membranen gleichen sich einer vielseitigen Malerei und zwar wie das Auge die Welt sieht, wie ein Betrachter die Welt von einem bestimmten Standpunkt aus, wahrnimmt und beobachtet. Ich frage mich, wo befinden sich andere Membranen beziehungsweise Dimensionen in dieser vielfältigen Malerei? Wenn die Branen-Welt stimmt, warum sehen wir die andere Drei-Branen dann nicht, und wie lässt sich beweisen, dass es sie gibt?

A: Tatsächlich ist ein Zufall der Evolution daran schuld, dass wir uns kein Bild von höheren Dimensionen machen können. Unsere Gehirne sind nicht in der Lage, eine vierte Dimension zu visualisieren. Heute wissen wir, dass sich viele Objekte in der Mathematik nicht sichtbar machen, wohl aber beweisen lassen. Wir können uns mit unserem dreidimensionalen Gehirn kein Bild von der vierten Dimension machen, wohl aber eine Vorstellung davon zu bekommen. Stelle dir vor, wir sind auf einem Boot und fahren aufs offene Meer. Dann halten wir an und sehen wir uns um. Überall wo wir hinblicken, ist Wasser und eine flache Ebene, wir stehen auf der Oberfläche des Meers. Jetzt betrachten wir diesen Zustand als eine zweidimensionale Oberfläche, eine Membran, die eine Länge und eine Bereite hat. Aber unter uns gibt es eine völlig andere Dimension, die tiefere Dimension in der alle Fische und Meerestiere wohnen. Wenn wir das hier als die Masse ansehen, dann treiben wir auf einer Membran und die Masse ist die andere Dimension. Die Fische und Meerestiere, die unter uns liegen, schwimmen und leben, nehmen ihr Universum als gegebene Umgebung, als gegebenen Raum an. Sie wissen nicht einmal, dass es uns gibt, sie sind sich unserer Existenz nicht bewusst, da sie in ihrer Membran leben und zwar existieren. Die Fische ahnen nicht einmal die Existenz einer anderen Dimension, weil ihre Augen seitwärts schauen und sie nur vor und zurück, nach links und nach rechts schwimmen. Sie können sich frei in den drei Dimensionen ihres Membranuniversums bewegen, aber es existiert für sie weder hinaus noch hinein. Sie sind in ihrer Membran geklebt, gefangen. Wir stehen aber auf der Meeroberfläche, auf einer zweidimensionalen Oberfläche, auf einer Membran und wissen, dass unter uns eine dreidimensionale Welt existiert. In diesem Zusammenhang ist das Wasser die Masse, welche die Fische und Meerstiere umgibt, eine Membran, die unsere Welt vor Fische und Meerestiere verbirgt. Man kann daraus schliessen, dass wir und Fische in verschiedene Dimensionen, Membranen leben und existieren.

R: Möchtest du noch einen Kaffee?

A: Ja, gern.

R: Dann koche ich nochmal Kaffee.

A: Gibt es noch Kuchen?

R: Ich weiss es nicht, schau in den Kühlschrank?

A: Im Kühlschrank gibt es welchen, prima.

R: Du hast Hunger, erzähl weiter, ich kann dich gut hören.

A: An Branen gebundene Objekte gelangen nie in zusätzliche Dimensionen. Die Fische und Meerstiere sind wahrhaftig durch physikalische Gesetzte auf ihrer Bran geformt, gefangen und geklebt. Das bedeutet, an eine Bran gebundene Teilchen würden einzig und allein entlang der Dimensionen dieser Bran ausgetauscht und sich bewegen könnten. Die Materie, aus der wir bestehen, könnte auf eine dreidimensionale Bran beschränkt sein. Selbst wenn das Universum tatsächlich viele Dimensionen hat, würden die uns vertrauten Teilchen und Kräfte, wenn sie an eine dreidimensionale Bran gebunden sind, sich so verhalten, als würden sie nur in dreien existieren. Auf Branen begrenzte Objekte könnten sich nur entlang der Bran bewegen, wie Fische und Meerstiere.

R: Hier ist dein Kaffee und Kuchen hast du schon. Ich habe noch eine Frage.

A: Danke, für den Kaffee. Was ist deine Frage?

R: Ich habe viel von Multiversum gehört. Was ist diese Theorie?

A: In der bizarren Welt der Atome haben die Wissenschaftler beobachten können, wie Elektronen verschwinden und an anderen Orten wiederauftauchen. Sie können sogar zur selben Zeit an verschiedenen Orten sein. Beim Urknall gab es einen Zeitpunkt, in dem das Universum kleiner als ein Elektron war, und von den Elektronen wissen wir, dass sie sich gleichzeitig an unterschiedlichen Orten aufhalten können. Das heisst, dass auch das Universum an verschieden Orten existieren könnte und somit müsste es auch verschiedene Universen geben. Anders formuliert; im Augenblick des Urknalls war das Universum wesentlich kleiner als ein Elektron. Jeder Physiker würde der Notwendigkeit zustimmen, Elektronen zu quantisieren. Das heisst, sie werden durch eine Wellengleichung, auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeiten beschrieben und können in parallelen Zuständen existieren. Wenn daher Elektronen quantisiert werden müssen und das Universum einmal kleiner war als ein Elektron, dann muss auch das Universum in parallelen Zuständen existieren.

Die Idee von einer Vielzahl von Universen ist eine ganz einfache und natürliche Konsequenz aus einigen der anerkanntesten Modelle über die Geburt und Entwicklung unseres Universums. Wie einst ein Physiker bemerkte, im Prinzip könnte eine sehr grosse vielleicht sogar eine unendliche Anzahl von Universen in einem gigantischen Hyperraum, einem Raum, der mehr als uns vier bekannten Dimensionen besitzt, existieren.

R: Kannst du es näher beschreiben?

A: Haben wir schon Bier?

R: Ja, im Kühlschrank.

A: Ich hole die Flasche Bier aus dem Kühlschrank und giesse das Bier in das Glas. Wir können das Konzept des Hyperraums mit Hilfe von diesem Glas Bier veranschaulichen. Das Bierglas ist Hyperraum und die Blasen sind die individuellen Universen. Die Blasen im Glas sind zwar alle etwa gleich gross, aber nehmen wir einmal an, dass sie unterschiedliche Eigenschaften besitzen. Einige von ihnen haben Kohlenstoff, Sauerstoff, Sterne und Gravitation, andere nicht. Wir wären in einer derjenigen, die sich zu einem komplexen Universum entwickelt und schliesslich im Leben, wie wir es kennen, gipfelt. Die meisten dieser Universen hätten sich nicht auf eine Art und Weise entwickelt, die die Entstehung intelligenten Lebens begünstigt hätte, ein paar hingegen schon. Manche Universen hätten gar keine Erde, andere hätten eine nicht bewohnbare Erde. Unser Universum wäre nur eines von vielen, die parallel zueinander existieren.

R: hat dir der Kaffee und Kuchen geschmeckt?

A: Ja, sicher, ich habe es schon genossen.

R: Gibt es eine Theorie, die das Alles um uns herum erklären kann?

A: Einige Wissenschaftler arbeiten an der Entwicklung einer Theorie, die auch der heilige Gral der Physik genannt wird, eine Theorie, die alles im Universum erklären könnte, die sogenannte String Theorie. Diese Theorie ist der ambitionierte Versuch, alle noch unvereinbarten Stränge der Physik in einer grossen vereinheitlichen Theorie zusammenzuführen. Die Grundidee der Stringtheorie ist, dass es kleine fundamentale Energiepackte gibt, kleine Fäden, die auf unterschiedliche Arten schwingen und vibrieren. Die verschiedene Schwingungs- und Vibrationsmodi  korrespondieren mit den verschiedenen Arten von fundamentalen Partikeln, die wir im Universum beobachten. Laut der Theorie sind diese winzige kleinen Fäden oder String die Grundbausteine jeder Energie und Materie. Die Stringtheorie verspricht nahezu, jede Frage der Physik zu beantworten.

R: Hoch interessant, erzähle weiter!

A: Die Mathematik hinter diese Theorie liegt einen anderen aussergewöhnlichen Schluss nahe. Die String müssen nicht nur in drei gewöhnlichen Raumdimensionen, sondern noch in sechs weiteren zusätzlichen Raumdimensionen schwingen und vibrieren. Und natürlich wirft doch dies die Frage auf, wo sich all diese zusätzlichen Dimensionen befinden?

R: Ja, wo sind diese Dimensionen?

A: Diese sechs zusätzlichen Raumdimensionen sind sogar mathematisch beschreibar, aber physikalisch nicht betretbar. Die String Theoretiker sind die Auffassung, dass diese extra Dimensionen so klein sind, dass wir sie niemals aufspüren, und entdecken werden können. Andere Physiker, die die M-Theorie vertreten, sind der Meinung, dass einige von diesen extra Dimensionen vielleicht ausserhalb unseres Universums liegen, in einem sogenannten Bulk Universum.

R: Was ist M-Theorie? Was ist ein Bulk?

A: Die M-Theorie und zwar die Membranen-Theorie ist die entwickelte Form der Stringtheorie. Es handelt sich praktisch um die Stringtheorie, neu formuliert mit elfdimensionalen Membranen. Und das Bulk ist ein umfassender höher dimensionaler Raum. Im Gegensatz zu einer Bran/Membran erstreckt sich das Bulk in alle Richtungen. Das Bulk umfasset alle Dimensionen, sowohl die auf als auch jene ausserhalb der Bran/Membran.

R: Erzähle weiter!

A: Eben, wie einst ein Physiker formulierte, es wäre gut möglich, dass unser Universum und die in ihm beobachten Dimensionen nur etwas wie eine Membran innerhalb eines höhe dimensionalen Gefüges eines Bulk ist. Laut der Theorie könnte diese höhe dimensionale Bulk nur Millimeter von uns entfernt existieren.

R: Nun, wie können Dinge so nahe bei uns existieren, ohne dass wir sie bemerken?

A: Physiker argumentieren, wenn die Gesetze der Physik darauf beschränkt sind nur in einer bestimmten Anzahl von Dimensionen zu funktionieren, können wir eine Dimension, die Senkrecht zu diesen Dimensionen steht, physikalisch weder sehen, noch betreten, sowie werde berühren noch erfahren. Wir hätten keinen physikalischen Zugang zu ihr.

R: Kannst du ein Beispiel machen!

A: Ich schalte den Fernseher ein und wähle einen Nachrichtensender.

R: Ok, ich sehe eine Moderatorin.

A: Die Moderatorin siehst du auf einem Bildschirm. Was du siehst, ist eine Person auf einer zweidimensionalen Fläche und sie hat eine Höhe und eine Breite.

R: Bestimmt, sie hat auf dem Bildschirm zwei Dimensionen.

A: Im Studio ist sie aber dreidimensional und auf dem Bildschirm zweidimensional.

R: Worauf willst du hinaus?

A: Du sitzest hier dem Fernseher gegenüber und hast Höhe, Breite und Länge und kannst dich in deinem dreidimensionalen Raum beliebig nach rechts, links, oben, unten, vorne und hinter bewegen. Du kannst die Moderatorin sogar sehen und hören. Die Moderatorin kann sich im Bildschirm nach rechts, links, oben und unten bewegen, aber nicht nach vorne oder nach hinter. Sie kann dich weder sehen, noch hören. Ihr fehlt eine Dimension, die tiefere Dimension, eine Dimension, die sie mit dir verbindet. Sie hat keinen physikalischen Zugang zu dir wie du zu ihr.

R: Danke, ich schalte den Fernseher aus. Was meinst du, gibt es noch Leben in anderen Universen?

A: Einige dieser Universen können aus einem formlosen Gas subatomarer Teilchen wie Elektronen und Neutronen bestehen. In diesen Universen könnte das Proton instabil sein, sodass sämtliche Materie, wie wir sie kennen, langsam zerfallen und sich auflösen würde. Komplexe Materie, die aus Atomen und Molkühlen besteht, wäre in diesen Universen nicht denkbar. Andere Universen könnten geradezu das Gegenteil davon sein, ausgestattet mit komplizierten Materieformen, weit jenseits unserer Vorstellung. Statt nur auf eine Atom Form beschränkt zu sein, die aus Protonen, Neutronen und Elektronen besteht, können sie über ein verwirrendes Spektrum anderer, stabiler Materiearten verfügen. Wenn es in einem diesen Universen Leben gäbe, würden diese in einer völlig anderen Umwelt gefangenen Wesen höchstwahrscheinlich völlig anderen Kräften ausgesetzt sein, die von anderen Sinnen wahrgenommen werden. Unsere Sinne sind auf die Chemie, das Licht und die Klänge um uns herum abgestimmt. Weil die fundamentalen Kräfte und Teilchen wahrscheinlich anders wären, würden die Lebewesen anderer Universen, so es sie geben sollte, wahrscheinlich nicht viel Ähnlichkeit mit dem Leben in unserem Universum aufweisen.

R: So verrückt es klingen mag, kann wohl gesagt werden, dass ein Mensch unsichtbar wäre, wenn er unmittelbar über uns in einer anderen Dimension schwebte. Die andere Dimension ist diejenige, die wir nicht sehen und nicht betreten können. Der Unsichtbare bewegt sich in der fünften Dimension und ist daher unsichtbar. Ich kann mir die Existenz anderer Dimensionen ohne Weiteres vorzustellen. Es ist verblüffend, da mein Zimmer Höhe, Breite und Länge besitzt und es ist ein dreidimensionales Objekt. Aber die einzelne Wand, wenn ich ihre Dicke ignoriere, erstreckt sich nur in zwei Dimensionen.

A: Die Annahme, nämlich die Branen-Welt/Membranen könnten noch eine weitere Erklärung für dunkle Materie liefern. Auch wenn es in unserer Nähe ein Paralleluniversum gäbe, könnten wir es doch nicht sehen, da Materie auf unser Membranuniversum beschränkt ist. Stellst du dir ein Blatt Papier vor und parallel darüber ein zweitens Blatt, über dem jemand schwebt. Jede Galaxie in diesem Paralleluniversum wäre für uns unsichtbar. Aber da die Gravitation eine Folge der Krümmung des Hyperraums ist, könnte sie die Kluft zwischen Universen überspringen. Jede grosse Galaxie in diesem Universum würde über den Hyperraum von einer Galaxie in unserem Universum angezogen werden. Wenn wir dann die Eigenschaften einer unserer Galaxien messen, stellen wir fest, dass ihre Gravitationsanziehung viel stärker ist, als zu vermuten ist, denn es verbirgt ja direkt hinter ihr noch eine weitere Galaxie, die auf einer Bran ganz in der Nähe schwebt. Diese verborgene Galaxie hinter der unseren ist vollkommen unsichtbar, weil sie sich in einer anderen Dimension befindet. Einige Physiker sind sogar der Meinung, dass sich dunkle Materie möglicherweise als die von einem nahen parallelen Universum erzeugte Gravitation erklären lässt.

R: Es ist spannend und informativ, was die Branen-Welt betrifft. In der sogenannten Branen-Welt könnte eine andere dreidimensionale Welt wortwörtlich parallel zu unserer existieren, nicht weit weg, aber in einer höheren Dimension. Eine Bran/Membran hat eine Form, sie ist ein geometrisches Objekt, eine mathematische Beschreibung. Eine Bran/Membran besitzt eine Struktur und dies ist die Anzahl ihrer Dimensionen. Eine Bran/Membran hat eine Gestalt, die durch die Gravitation erkennbar ist.

 

 

 

Quellen:

Clegg, Brian. Vor dem Urknall. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2013.

Greene, Brian. Die verborgene Wirklichkeit. München: Siedler, 2012.

Greene, Brian. Der Stoff, aus dem Kosmos ist. München: Wilhelm Goldmann, 2008.

Kaku, Michio. Im Paralleluniversum. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2007.

Kaku, Michio. Im Hyperraum. Hamburg: Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2010.

Kaku, Michio. Die Physik des Unmöglichen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 2011.

Randall, Lisa. Verborgene Universen. Frankfurt am Main: Fischer, 2013.