A: Fangen wir an?
R: Ja, wir können beginnen!
A: Also, wir haben die Bühne, den Spieler, … und die Ernährung diskutiert. Worüber unterhalten wir uns dieses Mal?
R: Wir besprechen den Wohlstand!
A: Ich schenke dir und mir ein Glas Wein ein! Und Prost
R: Danke, Prost!
Stimme:
Komm, und auf des Weines Strome
Lass mein Schiff von Stapel geh`n
Und in alt- und jungen Seelen
Lauten Jubelruf ersteh`n! (1).
A: Ich höre gerne zu!
R: Menschen zielen ihre Bemühungen darauf ab, mehr als nur einen neutralen Lebenszustand zu erreichen, den wir als denkende und privilegierte Lebewesen Wohlergehen oder Wohlbefinden nennen. Der in uns verankerte Lust – Unlust – Mechanismus stellt auf diese Weise sicher, dass ein Mensch für sein individuelles Wohlergehen sorgt, er tendiert dazu, Wohl-Sein und Freude zu empfinden. Die Menschen sind darauf programmiert, für ihr persönliches Überleben und Wohlergehen zu sorgen. Wohlergehen wird als ein befriedigter Sinn des Lebens empfunden. Zufriedenheit und das Gefühl eines erfüllten Lebens, körperliches und geistiges Wohlergehen sowie die Freude zeigen, dass man einen richtigen Weg verfolgt. Du kannst es dir täglich leisten, ein Brot zu kaufen. Bist du reich? Bist du arm? Lebst du in einer Wohlstandgesellschaft? Hat Wohlstand Ursachen? Hat Armut Ursachen?
A: Armut und Reichtum haben schon Ursachen!
R: Bestimmt, die Ursachen von Armut und Reichtum zu klären, führt uns zu politischen Debatten in modernen Gesellschaften, in denen es darum geht, wie die Armut bekämpft werden muss, und wie der Reichtum verteilt werden soll!
Stimme:
Warf mich in ein Schiff, o Schenke,
Das mit Wein beladen man,
Denn es heisst ja: „Tue Gutes
„Und ins Wasser wirf es dann“! (1).
A: Ich schenke dir ein Glas Wein ein, Prost!
R: Danke, Prost, auf der Bühne, auf der blinde physikalische Gesetze herrschen, auf der alles möglich ist, auf der eine Glück und ein anderer Pech hat, ergibt sich kein moralischer Sinn. In unserer Welt sind die Strassen nicht mit Gebäck gepflastert, und es fallen uns keine gekochten Fische vor die Füsse. All zu leicht vergisst man diese Binsenwahrheit jedoch, und glaubt, Wohlstand sei immer ein Teil der menschlichen Existenz gewesen. Geschichte wird eher nicht von den ruhmreichen Siegern geschrieben als vielmehr von den Wohlhabenden, der kleinen Kirsche auf der Torte der Menschheit, die über genügend Musse und Bildung zum Schreiben verfügen. Vor nicht so langer Zeit war die Definition der Armut folgendes: „Wenn du es dir leisten konntest, Brot zu kaufen, um den nächsten Tag zu überleben, warst du nicht arm.“ Im vorindustriellen Europa, im reichen Genua verkauften sich arme Leute jeden Winter als Galeerensklaven. In Paris wurden die Ärmsten paarweise aneinander gekettet und zu der harten Arbeit gezwungen, die Abflussrohe zu reinigen. In England mussten die Mittellosen, um eine Unterstützung zu erhalten, in Armenhäusern arbeiten, wo sie lange Stunden für einen Hungerlohn schufteten.
Stimme:
Das Elend der Vergangenheit
gerät in Vergessenheit,
Literatur, Poesie, Romantik
feiern diejenigen,
die, ein gutes Leben hatten
und lassen diejenigen ausser Acht,
die in der Stille der Armut,
ihr Leben fristeten. (2).
R: Unsern derzeitigen Wohlstand verdanken wir den Maschinen und Fabriken der industriellen Revolution, den produktiven Bauerhöfen der Agrarrevolution und den Wasserleitungen der Revolution im Gesundheitswesen und der Entwicklung von Institutionen, die den reibungslosen Austausch von Wissen, Waren, Dienstleistungen und Ideen beförderten. Im Jahr 1800 konnte ein Regencape aus steifem, schwerem und schlecht isoliertem Wachstuch sein; im Jahr 2000 wäre es ein Regenmantel mit Reissverschluss aus leichter, atmungsaktiver Synthetikfaser. Zahnärztliche Versorgung im Jahr 1800 bedeutete Zangen und hölzernen Zahnersatz; im Jahr 2000 bedeute sie Brücken und Implantate. Heute stehen mehr Kleidung, Werkzeuge, Fahrzeuge, Bücher, Möbel, Kalorien, sauberes Wasser und andere Dinge zur Verfügung, als die Handwerker und Bauern zwei Jahrhunderte zuvor. Im Jahr 1800, als die industrielle Revolution heraufdämmerte, waren die meisten Menschen überall auf der Welt arm. Das Durchschnittseinkommen entsprach dem in den ärmsten afrikanischen Staaten von heute (etwa 500 Internationale Dollar pro Jahr) und fast 95 Prozent der Weltbevölkerung lebten in „extremer Armut“, wie wir heute sagen würden (weniger als 1,90 Dollar pro Tag). Wie viel kostete es im Jahr 1800, einen Kühlschrank zu kaufen, eine Musikaufnahme, ein Fahrrad, ein Handy, einen Laptop mit Drucker, eine Antibabypille, eine Dosis Antibiotika? Wissenschaft, Technologie, Wirtschaft und Politik verändern und entfalten unsere Lebensweise und somit unseren Wohlstand.
A: Noch einen Schluck Wein, begleitet mit einem Glas Wasser?
R: Ja, ich habe schon Durst!
A: Hier sind der Wein und das Wasser!
R: Danke, das Wasser ist gut gekühlt, wie heisst dieser Wein?
A: Der Wein heisst Machiavellist.
R: Die gesamte Weltbevölkerung ist explosionsartig gewachsen – von 3.7 Milliarden im Jahre 1970 auf fast 7.8 Milliarden im Jahre 2019. Einem neuen Bericht zufolge lebt jede Zehnte auf der Erde in extremer Armut. Die Welt in der wir leben, beherbergt nicht nur extrem arme Menschen, sondern auch 6.4 Milliarden Menschen, die nicht extrem arm sind. Einem neuen Bericht zufolge, auf unserem Planeten nämlich auf der Bühne hat jede Vierte keinen Zugang zum sauberen Trinkwasser. Wenn wir den Zugang zum sauberen Trinkwasser und die extreme Armut als Kriterien für den Wohlstand ansehen, dann sehen wir, dass nicht nur die Ressourcen mangelhaft sind, sondern auch die Politik, Wirtschaft, … mangelhaft sind, sozusagen sind sie ihrer Aufgaben nicht gewachsen.
Stimme:
Eine Welt mit einem höheren Anteil
an langlebigen, gesunden,
wohlergehenden, gutsituierten Menschen
ist eine Welt,
in der man gerne die Lotterie des Lebens
spielen würde. (2).
R: Schenkst du mir noch einen Becher Wein ein?
A: Sicher, das kann ich machen, hier ist dein Wein, du kann ihn jetzt ausprobieren, und Prost!
Stimme:
Übergib mich nicht der Erde,
Wenn ich einst gestorben bin,
Sondern trag mich in die Schenke
Und zum Weinfass wirf mich hin! (1).
R: Dieser Wein gefällt mir. Unser Wohlstand bietet uns nicht nur Schutz vor Hunger, Durst, Kälte, Verletzung und Gewalt, sondern auch Gemeinschaft, Sicherheit, Genuss, Entscheidungsfreiheit und Macht.
A: Eigentlich ist der Wohlstand ein Konzept, da er ohne eine Umwelt nicht existieren würde. Würdest du bitte unseren Wohlstand darstellen?
R: Der Wohlstand ist vielfältig. Auf globaler Ebene erlangen wir einen planetaren Wohlstand, wenn wir unsere Umwelt bewahren sprich sie nicht mehr verschmutzen und den Krieg und die Armut auf der Bühne, nämlich auf unsere Welt verschwinden lassen.
A: Ist dieser planetarische Wohlstand ein Traum von dir, oder bist du von Idealismus erfüllt?
R: Beides. Eben, auf lokaler Ebene leben wir in einer Wohlstandsgesellschaft. Die Verteilung zwischen Arbeitszeit und Privatzeit ist eine Errungenschaft, die wiederum zum Wohlstand führt. Beim Spazieren sieht man die Strassen, Häuser, Einrichtungen, Schulen, Spielplätze, Läden, Einkaufszentren,… In unserer Gesellschaft hat fast jeder ein Zimmer. Unser Wohlstand ermöglicht uns gesunde Ernährung und medizinische Vorsorge. Der Wohlstand bringt den Austausch der Güter mit sich. Wasch- und Abwaschmaschinen sowie Staubsauger erleichtern unsere Hausarbeit. Wir können uns nicht nur ein Brot, sondern auch Fernseher, Computer, Häuser, Ferien, Autos, … leisten. Wir haben Zugang zu Information, indem wir einen Knopf auf unserem Handy, Computer usw. drücken. In unserer Wohlstandgesellschaft sind unsere Grundversorgungen mit den Lebensnotwendigen gesichert. Gegen Gewalt und Verletzung sind wir weitgehend absichert. Uns steht eine quasi unbegrenzte Zahl von Möglichkeiten zur Verfügung. Wir haben fast die volle Entscheidungsfreiheit über unser Leben.
Stimme:
Bring von jenem rosenfarben
Ein Gläschen voll
Und ins Herz des Rosenwassers
Bin ich auch gar wüste und trunken. (1).
R: Ich bin müde!
A: Dann machen wir Schluss!
Quellen:
- Hafes, persisch ausgesprochen, Hàfez (1315-1390) ist einer der bekanntesten persischen Dichter.
- Schreiber
Damasio, Antonio. Der Spinoza-Effekt. Berlin: Ullstein, 2014.
Fromm, Erich. Haben oder sein. München: Deutscher Taschenbuch, 2011.
Junker, Thomas & Paul, Sabine. Der Darwin Code. München: Beck, 2009.
Pinker, Steven. Aufklärung Jetzt. Frankfurt am Main: Fischer, 2018.